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Tag gegen Gewalt an Frauen - jeder ist gefragt


Auch in diesem Jahr weht sie wieder vor dem Rathaus der Gemeinde Fürth: die Fahne mit dem eindringlichen Slogan „NEIN zu Gewalt an Frauen“. Seit Jahren wird sie am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, gehisst. Ziel ist es, Bewusstsein für ein Thema zu schaffen, das nach wie vor Millionen von Frauen weltweit betrifft, und ein deutliches Zeichen gegen Gewalt zu setzen.

Ein Zeichen für Solidarität und Menschenrechte

In Zusammenarbeit mit dem Katholischen Frauenbund Fürth ruft die Gemeinde ihre Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich aktiv gegen Gewalt an Frauen zu positionieren. „Gewalt an Frauen ist leider keine Ausnahmeerscheinung – sie findet täglich und weltweit statt“, betonte Juliette Grassinger, Mitglied des Gemeindevorstands. Diese Gewalt äußert sich in verschiedenen Formen – körperlich, psychisch, sexuell oder strukturell – und betrifft Frauen unabhängig von Alter, Herkunft oder sozialem Status.

Erschütternde Zahlen zeigen die Dringlichkeit:

  • Jedes Jahr werden über 130.000 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt in Deutschland.
  • Mehr als 100 Frauen sterben jährlich durch Partnerschaftsgewalt, in vielen Fällen durch ihre Partner oder Ex-Partner.
  • 85.000 Frauen weltweit wurden 2023 durch bewusste Gewalt getötet – oft in ihrem eigenen Zuhause, dem gefährlichsten Ort für viele Betroffene.

Forderungen für einen besseren Schutz

Neben der symbolischen Bedeutung des Fahnenhissens richtet sich der Appell der Gemeinde auch an die Politik. Juliette Grassinger betonte: „Ein Leben ohne Gewalt ist kein Privileg – es ist ein Menschenrecht.“

Zu den zentralen Forderungen gehören:

  • Vollständige Umsetzung der Istanbul-Konvention, die umfassenden Schutz vor Gewalt gewährleistet.
  • Bundesweite Finanzierung und Ausbau von Frauenhäusern und Beratungsstellen.
  • Stärkere Prävention, etwa durch verpflichtende Schulungen zu Gewaltprävention und Geschlechtergerechtigkeit.
  • Klare gesetzliche Rahmenbedingungen, wie ein nationales Gewaltschutzgesetz.

KDFB setzt sich ein

Die Bundesdelegiertenversammlung des Katholische Deutsche Frauenbundes (KDFB) hat im Oktober diesen Jahres den Beschluss „Gewalt an Frauen stoppen – Femizide verhindern!“ verabschiedet. „Darin fordern wir umfassende Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt und zur Stärkung der Rechte von Frauen“, erklärt Gabi Möke, Erste Vorsitzende des Katholischen Frauenbund Fürth, wie sich der KDFB deutschlandweit für Frauen einsetzt. Die Forderung der vollständigen Umsetzung der Istanbul-Konvention ist dort verankert, ebenso, wie der Aufruf für ein bundesweit geltendes Gewalthilfegesetz, welches das Recht auf Schutz vor Gewalt für Frauen und deren Kinder absichert und einen einheitlichen Rechtsrahmen für die Finanzierung von Frauenhäusern sicherstellt. Die Überwindung traditioneller Geschlechterrollen und die Förderung vielfältiger christlicher Frauenbilder ist ein weiterer wichtiger Punkt. Ein zentrales Anliegen ist zudem die Stärkung der Selbstbestimmung von Frauen und die strukturelle Bekämpfung von Missbrauch.

Der Beschluss steht als Flyer bereits unter https://www.frauenbund.de/wp-content/uploads/Flyer_Gewalt-an-Frauen-stoppen-Femizide-verhindern.pdf zum kostenlosen Download bereits und kann ab Mitte Dezember auch in gedruckter Form bestellt werden.

Aufklärung und Unterstützung vor Ort

Um über das Thema zu informieren und zu sensibilisieren, bietet die Gemeinde Fürth verschiedene Materialien und Aktionen an. So steht auf der Homepage der Flyer „Hilfe! bei Häuslicher Gewalt“, erstellt vom Arbeitskreis gegen Häusliche Gewalt im Kreis Bergstraße, in sieben Sprachen zum Download bereit. Zudem gibt es zahlreiche Veranstaltungen, wie die Aktion „Rocking4Respect“ in Lindenfels, die vom Frauen- und Gleichstellungsbüro des Kreises Bergstraße organisiert wurde.

Ein Tag mit Geschichte

Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen erinnert an die drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik nach monatelanger Folter durch das Militär getötet wurden. Seit 1990 wird dieser Tag von der UNO offiziell begangen, um Betroffenen eine Stimme zu geben, die Öffentlichkeit aufzuklären und politische Maßnahmen einzufordern.

Hilfsangebote

Wer Hilfe benötigt, kann sich jederzeit an die folgenden Stellen wenden:

  • Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: 08000 116 016 (kostenfrei, anonym, 24/7 erreichbar)
  • Polizei-Notruf: 110

Gewalt an Frauen geht uns alle an. Gemeinsam können wir einen Beitrag leisten – durch Solidarität, Aufmerksamkeit und aktives Handeln.


Gewalt an Frauen: Ein internationaler Vergleich

Die Zahlen zur Gewalt gegen Frauen zeigen weltweit alarmierende Tendenzen und unterstreichen die Dringlichkeit entschiedener Maßnahmen:

Deutschland

  • Häusliche Gewalt: Im Jahr 2023 waren 132.966 Frauen Opfer partnerschaftlicher Gewalt. Das entspricht etwa alle vier Minuten einem Fall. 79,2 % der registrierten Partnerschaftsgewalttaten richteten sich gegen Frauen​.
  • Femizide: Im Jahr 2023 wurden 155 Frauen von ihrem (Ex-)Partner getötet, was fast alle zwei Tage einem Mord entspricht. Sexualisierte Gewalt und schwere Körperverletzung sind besonders häufig​.
  • Gesamttendenz: Die Zahlen haben in den letzten fünf Jahren stetig zugenommen. Deutschland sieht sich besonders gefordert, die Istanbul-Konvention umzusetzen​.

Quellen: BMI und UN Women Deutschland

Europa

  • Allgemeiner Trend: Gewalt an Frauen ist in ganz Europa ein ernstes Problem. Die EU schätzt, dass jede dritte Frau seit ihrem 15. Lebensjahr physische oder sexuelle Gewalt erlebt hat. Trotz rechtlicher Fortschritte bleibt die Dunkelziffer hoch​.
  • Femizide: Auch in Europa sind geschlechtsspezifische Morde stark verbreitet. Viele Länder sehen ähnlich hohe Anteile von Femiziden innerhalb familiärer Strukturen wie in Deutschland​.

Quelle: UNRIC

Weltweit

  • Tödliche Gewalt: Weltweit sterben täglich etwa 140 Frauen oder Mädchen durch Gewalt in ihrem familiären Umfeld. 2022 wurden 89.000 Femizide gemeldet, ein neuer Höchststand​.
  • Globale Muster: Der UN-Bericht zeigt, dass mehr als die Hälfte dieser Tötungsdelikte von Partnern oder Familienmitgliedern begangen werden. Der „eigene Haushalt“ bleibt für viele Frauen der gefährlichste Ort​.

Quelle: UNRIC und Amnesty International

Fazit

Die Zahlen belegen, dass Gewalt gegen Frauen nicht nur ein individuelles, sondern auch ein gesellschaftliches und globales Problem ist. Mit rechtlichen Rahmenbedingungen, wie sie durch die Istanbul-Konvention vorgegeben sind, sowie einer verstärkten Prävention und Opferhilfe, könnten viele Leben gerettet werden. Doch es bleibt ein langer Weg, um Frauen weltweit effektiv vor Gewalt zu schützen.